Erhältst du jedes Jahr einen Anruf von der Zahnarztpraxis mit der Aufforderung, dass es wieder Zeit ist, für den nächsten Termin zwecks Dentalhygiene? Leuchtet in deinem Auto exakt ein Jahr nach der letzten Inspektion in der Werkstatt, in einer penetranten Regelmässigkeit, die Service-Lampe auf? Aktiviert dein Mobilfunkanbieter in verblüffender Hartnäckigkeit immer wieder neue Angebote, die du aktiv abmelden musst, weil sie ohne deine Interaktion kostenpflichtig würden?
Spannend ist, dass bei diesen Beispielen die Selbstverständlichkeit derart überwiegt, dass es bei zahlreichen Menschen zu einer bereitwilligen Zusage führt. Alle Jahre zur Dentalhygiene oder zur Inspektion mit dem Auto mag bei einigen passen. Doch es handelt sich beim Jahresrhythmus in jedem Fall um einen Mittelwert, der ganz besonders für das Geschäftsmodell der jeweiligen Dienstleistungsanbieter von Vorteil ist. Der Auslöser für diese Dienstleistung ist ganz bestimmt nicht auf deine individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Und du wirst mit einer unmissverständlichen Selbstverständlichkeit aufgefordert dem Aufruf Folge zu leisten. Aber du wirst auf keinen Fall gefragt, ob du auch wirklich kommen magst oder ob es gar Sinn für dich macht.
Das beschriebene Vorgehen kennen wir aus der Verkaufspsychologie unter dem Namen Selbstverständlichkeits-Prinzip. Bei der Anwendung des Selbstverständlichkeits-Prinzips ist es von Vorteil, über eine gesunde Portion Selbstbewusstsein zu verfügen. Aber aufgepasst, der Grat zwischen selbstbewusster und arroganter Wirkung ist sehr schmal. Gesundes Selbstbewusstsein wirkt sehr attraktiv auf dein direktes Umfeld und es kann leicht antrainiert werden. Wenn du ein breites Wissen oder ausgeprägte Fähigkeiten besitzt, ist dies sehr förderlich für dein Selbstbewusstsein. Und ja, mit Selbstbewusstsein und Selbstverständlichkeit aufzutreten, ist an sich nichts Verwerfliches. Es sei denn, wir manipulieren Menschen oder zocken sie richtiggehend ab.
📷👉🏻 Miguel Bruna, unsplash
Das Selbstverständlichkeit-Prinzip finden wir an zahlreichen Stellen in der Bibel. Das bedeutet, dass es bereits vor tausenden von Jahren bekannt war und praktiziert wurde. Das eher moderne Wort ist in der Bibel nicht in derselben Ausprägung zu finden, sondern unter der Bezeichnung von Zusagen oder Versprechen. In einer Selbstverständlichkeit spricht Gott den Menschen zu, dass er sie aus der Not retten will: «Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen» (Psalm 50.15). An einer anderen Stelle steht die kraftspendende Zusage: «Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?» (Römer 8.31). Und genau diese Versprechen stehen für dich bereit, damit sie für dich zur Selbstverständlichkeit werden. Selbstverständlich, weil Gott seine Versprechen einhält. Weil du ihn im Gebet daran erinnern darfst, wenn du um etwas bittest. «Hört nie auf zu beten und zu bitten! Lasst euch dabei vom Heiligen Geist leiten.» (Epheser 6.18)
Jesus tritt in der Bibel immer sehr selbstbewusst auf. Es ist beeindruckend, in welcher Selbstverständlichkeit er von Gott gesprochen und mit welcher Überzeugung er auf das Eintreffen der angekündigten Wunder vertraut hat. Ganz viele Menschen tun sich schwer mit dem Selbstverständlichkeitsprinzip . Gläubige machen es sich tendenziell sogar noch etwas schwieriger, weil ihnen oftmals die Bescheidenheit und die Unterordnung der eigenen Bedürfnisse im Weg stehen. Im Bezug auf Gottes Zusagen gibt es aber ausschliesslich falsche Bescheidenheit. Jesus hat gesagt: «Wenn euer Glaube nur so gross ist wie ein Senfkorn, könnt ihr zu diesem Berg sagen: ›Rücke von hier nach dort!‹, und es wird geschehen. Nichts wird euch dann unmöglich sein!» (Matthäus 17.21). Ich mag mir meine Befähigung zur Selbstverständlichkeit nicht nehmen lassen, wenn etwas woran ich glaube oder worauf ich hoffe nicht sogleich eintrifft. Wenn Gott in deinem Leben bestimmen darf, dann bleib überzeugt, dass sein Zeitpunkt der Richtige ist. Selbstverständlich, oder?!
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