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Temperamentvoll oder Ausdruck von Schwäche?

Zählst du dich zu den impulsiven Menschen? Bist du stolz auf dein glühendes Temperament? Wann bist du das letzte Mal so richtig voll eskaliert? Ein einziger Satz, eine einzige impulsive Reaktion kann weitreichende Folgen haben. Im Extremfall kann es in Beziehungen zur Trennung, im schulischen oder beruflichen Umfeld zu persönlichem oder finanziellem Desaster und in der Gesundheit zu massiven körperlichen Beeinträchtigungen führen.


Es lohnt sich etwas genauer hinzuschauen. Niemand hat Respekt vor Menschen, die herumschreien, die ausrasten oder eingeschnappt sind und ebenso wenig vor solchen, die sich im Ton vergreifen. Jegliche Sympathie geht damit sehr schnell verloren. Da nützt es nichts, damit anzugeben, wie impulsiv und temperamentvoll du bist. Impulsives Verhalten ist keine Frage von vorhandenem Temperament, sondern von fehlender Selbstkontrolle. «Ich bin halt so!» ist auch in diesem Fall eine Ausrede.



📷 Jan Kopriva, unsplash.com


Eine stärkere Selbstkontrolle hat nichts zu tun mit Gleichgültigkeit oder Emotionslosigkeit. Es geht vielmehr darum, mit einem hohen Bewusstsein seine Reaktionen zu kontrollieren und deren Heftigkeit zu dosieren. Der amerikanische Ingenieur und Psychologe Louis Thurstone formuliert es treffend: «Impulsive Reaktionen kontrollieren, ist ein zentrales Merkmal erfolgsintelligenter Menschen.»


Hast du genug von deinen Ausbrüchen? Dann kannst du das ändern! Hör zuerst damit auf, dich zu rechtfertigen mit: «ich bin halt so!» oder mit «der andere hat mich gereizt!». Danach übe immer wieder deine Reaktionen zu kontrollieren. Jedes Mal, wenn du dich zwingst anders zu reagieren, lernt dein Gehirn und legt neue Verbindungen an, die zu starken Strängen zusammenwachsen. Damit entsteht ein souveränes Verhaltensprogramm, das auch unbewusst abgerufen wird.


Hast du eine tiefe Hemmschwelle? Gehörst du jeweils zu den Ersten, die sich zu einer Frage oder einem Thema äussern? War es dir auch schon unangenehm, dass du dich vor allen geäussert hast, ohne lange zu überlegen? Egal, ob du bewusst oder unbewusst drauflosredest, was aus dir herausplatzt, hat eine unterschätzte Wirkung. Achte auf deine Zunge: Deine Zunge hat keine Knochen und trotzdem kann sie Herzen zerschlagen. Deine Zunge hat keine scharfen Klingen und trotzdem kann sie tiefe Verletzungen hinterlassen.


Auch die Bibel bedient sich, selbst in modernen Übersetzungen, der poetisch bildhaften Sprache: «Ihre Zungen sind scharf geschliffene Schwerter, und ihre bissigen Worte verletzen wie Pfeile.» (Psalm 64.4). Damit wir die Menschen in unserem Umfeld nicht verletzen und keine negativen Konsequenzen verursachen, ist es ratsam unsere Impulsivität im Griff zu haben: «Wer schnell aufbraust, ruft Streit hervor; und ein Jähzorniger lädt viel Schuld auf sich!» (Sprüche 29.22). Wenn es positiv und wertschätzend aus uns heraussprudelt, hat höchstwahrscheinlich kaum jemand ein Problem damit.


Die Herausforderung bei den Temperamentsausbrüchen ist, der überwiegend negative oder zornige Inhalt der Aussagen: «Wer verächtlich über seinen Mitmenschen herzieht, hat keinen Verstand. Ein vernünftiger Mensch hält seine Zunge im Zaum.» (Sprüche 11.12). Wenn du dich angesprochen fühlst, und dich selber besser in den Griff bekommen willst, kannst du dich darin trainieren.


Petrus war der wohl temperamentvollste Jünger von Jesus. Petrus hatte viele Gesichter. Er war stark, redete drauf los, handelte oft unbedacht, war ein Glaubensheld und ein erbärmlicher Feigling und er war ein herzensguter Lebemensch. Jesus startete sein Trainingsprogramm für Petrus mit einem Zielbild: «Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Von jetzt an sollst du Petrus heissen. Das heisst übersetzt Fels.» (Johannes 1.42). Das war mehr als ein Spitzname. Jesus hat ihm diesen Namen praktisch als Ehrentitel verliehen. Er hat ihm damit eine neue Identität verliehen, und zwar lange bevor er mit ihm dort angekommen war. Jesus hat an diesem Petrus festgehalten. Er hat in ihm immer schon den gesehen, der einmal aus ihm werden wird. Ein Fels, Einer, auf den andere setzen. Einer, auf den ganze Gemeinden bauen. Als was möchtest du dich sehen? Und welche Identität würde Jesus dir wohl verleihen? Deine Energie hinter deinem Temperament und deiner Impulsivität kann Jesus bestens gebrauchen, um sie wohldosiert in deine neue Aussenwirkung zu investieren.


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