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Ausdauer holt die Kraft aus den Gedanken

Ausdauer ist nichts, was man von Natur aus besitzt; man muss sie sich antrainieren. Die ständige Arbeit an der eigenen Ausdauer ist eine Lebensaufgabe. Wobei «Aufgabe» das falsche Wort ist, denn «Aufgeben» ist bei der Ausdauer keine Option. In unterschiedlichen Bereichen des Lebens benötigen wir Ausdauer. Die Ausdauer vereint die Schönheit und das Biest in einem.


Wie bei dem Thema «Disziplin» kämpfen wir bei der Ausdauer gegen uns selbst, gegen unsere mangelnde Leistungsbereitschaft. Neue Hilfsmittel wie Schrittzähler und Sport-Apps stimulieren den Leistungsgedanken auf spielerische Art und Weise. Über den Spieltrieb (Stichwort: «Gamification») wird die Ausdauer positiv aufgeladen, und der Kampf gegen sich selbst wird mit virtuellen Awards sowie Lob und Anerkennung belohnt. Die Positivität ist der Schlüssel im Umgang mit der Ausdauer. Aus dem Sport lernen wir, dass neben einer soliden Trainingsbasis entscheidend ist, ob wir uns vom berühmten «inneren Schweinehund» schwachreden lassen oder Krisen meistern und so ins Ziel gelangen.

Wenn sich zwei Athleten mit ähnlichen körperlichen Voraussetzungen in einem Rennen befinden, wird jener als Erster das Ziel erreichen, der sich mental schon vorher mit allen Facetten seiner Leistungsmöglichkeiten auseinandergesetzt hat und dessen Kopf über den Körper herrscht.

📷Candra Winata, unsplash.com


Unser Bewusstsein reagiert auf negative Gedanken mit Selbstzweifel und Leistungsminderung. Gedanken oder Sätze wie «Bloß nicht langsamer werden!» oder «Ich kann nicht mehr!» sollten wir vermeiden. Stattdessen lohnt es sich, die jeweils eigenen, sehr individuellen positiven Schlüsselsätze auszufeilen, die uns Selbstvertrauen, Aktivierung oder technische Gedankenstützen liefern. «Locker und leicht bleiben!», «Regelmäßig ein- und ausatmen!», «Ich bin heute gut drauf!» und so weiter. Manchmal weisen negative Gedanken auf Zweifel bezüglich Vorbereitung, Training und Planung hin. Ein sinnvoller Umgang mit negativen Gedanken ist, sie zu kanalisieren, zu bekämpfen sowie mit positiven Wahrheiten zu entkräften. Ziellos ausdauernd sein zu wollen, ist einfach nur hart. Nicht alle Rückschläge im Leben lassen sich vermeiden. Aber wenn du dir unrealistische Ziele setzt, wirst du die Zahl deiner Rückschläge erhöhen. Setze dir erreichbare Ziele und erhöhe die Erwartungen an dich selbst schrittweise. Bau dir ausschließlich positiven Druck auf und programmiere dich auf positive Gedanken (zum Beispiel: «Ich will mit einem Lachen gewinnen»). Plane und denke voraus, setze dir Zwischenziele, feiere das Erreichte und erlaube dir Belohnungen für deine Erfolge. Innere Bilder haben enorme Kraft. Das Erinnern oder Sich-Vorstellen von Düften, Geräuschen, Musik, Bewegungen, Erlebnissen und weiteren Assoziationen kann uns gedanklich in eine völlig neue Situation versetzen. Welchen Film spiele ich im Kopfkino ab, wenn Schmerzen oder negative Gedanken kommen? Mit welcher im Innern gehörten Musik helle ich meine Laune auf? Die Rezepte für das Training unserer Ausdauer sind im Sport hochentwickelt. Was für den Sport gilt, ist auch für alle andere Bereiche im Leben zutreffend.


Wie ausdauernd bist du? Welche höheren Ziele verfolgst du in deinem Leben? Worauf gründest du deine Hoffnung? Hast du dabei eine Belohnung vor Augen?


Auch in der Bibel sind Sportvergleiche äußerst beliebt, wenn es um die Ausdauer geht: «Dabei ist mir klar, dass ich dies alles noch lange nicht erreicht habe und ich noch nicht am Ziel bin. Doch ich setze alles daran, es zu ergreifen, weil ich von Jesus Christus ergriffen bin. Wie gesagt, meine lieben Brüder und Schwestern, ich weiß genau: Noch bin ich nicht am Ziel angekommen. Aber eins steht fest: Ich will vergessen, was hinter mir liegt, und schaue nur noch auf das Ziel vor mir. Mit aller Kraft laufe ich darauf zu, um den Siegespreis zu gewinnen, das Leben in Gottes Herrlichkeit. [...] Wir alle, die wir auf dem Weg zum Ziel sind, wollen uns so verhalten. [...] Doch an dem, was ihr schon erreicht habt, wollen wir auf jeden Fall festhalten. Bleibt nicht auf halbem Wege stehen!» (Philipper 3,12–16).

Damit hat der Apostel Paulus hervorragend die Wichtigkeit der Positivität, des übergeordneten Ziels und des Feierns von erreichten Zwischenzielen als Voraussetzungen für Ausdauer zusammengefasst. Nur ein Kapitel später ergänzt Paulus das Ausdauer-Erfolgsrezept mit dem Fokus auf die positiven Gedanken: «Orientiert euch an dem, was wahrhaftig, vorbildlich und gerecht, was redlich und liebenswert ist und einen guten Ruf hat. Beschäftigt euch mit den Dingen, die auch bei euren Mitmenschen als Tugend gelten und Lob verdienen» (Philipper 4,8).

Negative Ereignisse und Gedanken sind Teil unseres Lebens. Wie wir damit umgehen, macht den entscheidenden Unterschied. Folgendes Verhaltensmuster kennst du sicherlich aus dem Sport: Dein Kampf gegen deinen «inneren Schweinhund» lässt dich leiden, doch nach dem Training bist du stolz auf deine Leistungsbereitschaft. Niemand leidet gerne, und trotzdem können wir dem Leidensprozess etwas Positives abgewinnen: «Wir danken Gott auch für die Leiden, die wir wegen unseres Glaubens auf uns nehmen müssen. Denn Leid macht geduldig, Geduld aber vertieft und festigt unseren Glauben, und das wiederum stärkt unsere Hoffnung» (Römer 5,3–4).

Wenn wir den negativen Gedanken in unserem Kopf Raum geben, lassen wir das Risiko für einen Start einer Negativspirale zu. Sobald du dauerhaft negativ denkst, erscheint alles um dich herum ebenfalls nur noch negativ. Das nennt man selektive Wahrnehmung.

Ohne ein übergeordnetes Ziel fällt es uns schwer, zum Leiden ein Ja zu finden. Obwohl Christen die Gewissheit haben, dass der Glaube an Jesus Christus genügt, um das ewige Leben zu erlangen, ist der verbissene Leistungsgedanke weit verbreitet. Selbstverständlich sollen Christen mit Ausdauer und Gewissenhaftigkeit ein Leben führen, das Gott Ehre macht. Das ewige Leben können wir aber nicht durch unsere Leistungsbereitschaft selbst erarbeiten. Ausdauer und Leistung haben nicht dieselbe Bedeutung. Gott sagt dazu: «Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir» (2. Korinther 12,9). Die Gewissheit, nicht leisten zu müssen, um zu genügen – das kann uns die Lockerheit verleihen, mit vorbehaltloser Liebe ausdauernd durchs Leben zu gehen.

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